Zugegeben – die Karriere von Tschechiens Eishockey-Topstar Jaromir Jagr verlief ,,etwas“ erfolgreicher als die von Hermann Rasser. Adressen wie die New York Rangers, die New Jersey Devils, die Dallas Stars, Florida Panthers oder die Calgary Flames sind doch eine andere Hausnummer. Und von seinen Erfolgen im Nationalteam reden wir erst gar nicht. Und dass Jagr noch mit 50 in Tschechien bei seinem Stammklub Kladno, dessen Eigentümer er jetzt auch ist, einläuft und auch punktet – Hut ab.
Aber wir in Kärnten – im Eishockeybundesland Nummer eins – wir haben unseren eigenen Eishockey-Methusalem. 40 Jahre schnürt Hermann Rasser jetzt meisterschaftsmäßig die Eisschuhe für den EC 13. St. Salvator. Der Ort am Anfang des Metnitztals gelegen, ist sowieso im positiven Sinn sportbegeistert. Ein Vereinswechsel war nie ein Thema für den Kobra-Beamten, der auch im Tennis ein Ass ist (ITN 6,8). Die ersten Einsätze hatte er als 15-jähriger im St. Veiter Bezirkscup. Da spielte er noch mit den Vätern seiner jetzigen Mitspieler wie zum Beispiel Gernot Winkler.
,,Er ist körperlich noch immer topfit, hat das heuer in den ersten drei Spielen auch schon wieder bewiesen“, freut sich Obmann Stefan Kandolf, der auch schon seit 17 Jahren dem ,,kleinen schwarzen Saugale“ für St. Salvator nachjagt. Der jüngste Mannschaftskollege Rassers ist übrigens 15.
In St. Salvator fiebert man der geplanten Heimpremiere am Freitag gegen Micheldorf entgegen. ,,Wenn es nicht zu warm wird, steht dem Spiel gegen Micheldorf hoffentlich nichts im Weg“, sagt Kandolf. In St. Salvator hat man ja seit Jahren eine Eismaschine, das neue Flutlicht, das vor ein paar Jahren installiert wurde, sorgt für perfekte Verhältnisse. Auch Friesach hat ja hier seine Heimstätte, wurde herzlich aufgenommen. In Friesach selbst fiel ja der Hockeyplatz dem Burgenbau zum Opfer – mehr als schade.
Zwei Gründe gibt es, warum Rasser noch immer spielt: ,,Weil Eishockey meine Lieblingssportart ist und wegen dem Klima bei uns in der Kabine. Bei uns gibt es keinen einzigen Spieler, der auch nur einen Euro bekommt. Wir packen alle zusammen an, ob es um den Bandenaufbau oder ums Eis spritzen geht. Hier muss ich die jungen Burschen schon ab und zu mal ein bisserl in den Hintern treten. Und natürlich motiviert auch die Spitzen-Infrastruktur Spieler dazu bei uns zu spielen.“
Warum die Leute in St. Salvator so sportverrückt sind? ,,Das hat bei uns eine gewisse Tradition und die Sportvereine bei uns wurden immer und werden noch von Top-Leuten geführt, die mit Herz und Seele dabei sind“, sagt der ehemalige Polizei-Fünfkämpfer. Als er mit dem Hockey begann, lief er noch als Stürmer auf, schoss die gegnerischen Goalies reihenweise aus den Schuhen. ,,Der beste Spieler, mit dem ich gespielt habe, ist mein Bruder Bernhard, der hat mich dann auch als Topscorer abgelöst. 15 Jahre war ich in dieser Wertung bei uns immer vorne.“ Das richtige Eislaufen hat er sich selbst beigebracht, fuhr oft alleine nach Althofen in die Halle, stellte Hütchen auf, übte diverse Skills – heute kaum noch vorstellbar.
Sorgen macht Rasser die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. ,,Hier ist die Politik gefragt. Eine tägliche Einheit in den Volksschulen fordere ich gar nicht sondern zweimal die Woche zwei Stunden. Aber bitte – mit ausgebildeten Sportpädagogen, sonst ist das sinnlos. Eine Stunde sollte jeweils Leichtathletik gemacht werden, in der zweiten Ballspiele am Programm stehen. Es werden eh schon immer weniger Kinder und da hängen die meisten die ganze Zeit am Handy. Es ist schrecklich in welche Richtung sich das entwickelt“, sagt Hermann, der am Trikot sein Geburtsjahr, die Nummer 67, trägt.
Leute wie Hermann Rasser, die Sport und unser Eishockey ,,leben“, und auch abseits der Sportstätten ein Vorbild sind, haben Kärnten zur Nummer eins gemacht! 1000 mal danke und hoffentlich feierst du auch noch den 60er am Eis. ,,Im Sommer denkt man immer, für was tu ich mir das eigentlich noch an, aber dann, wenn man das erste Mal am Eis steht und dahingleitet, hat einen sofort wieder die Gier nach Hockey gepackt. Ich denke, das bleibt noch länger so.“
Text: Rüdiger Wratschnig