Besondere Situationen erfordern bekannterweise manchmal besondere Maßnahmen. Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen für die Menschen ist schrecklich. Viele mussten ihre Heimat verlassen, müssen nun aus der Ferne das schreckliche Kriegstreiben als Vertriebene erleben. Um den Alltag und die Sorgen um Zurückgebliebene zu vergessen, ist jede Ablenkung recht, und was gibt es für bessere Ablenkung als den Sport auszuüben, mit dem man aufgewachsen ist.
,,Man ist an den KEHV herangetreten, ob nicht ein ukrainischer Flüchtling in der Kärntner Liga mitspielen könnte (in Kärntens Meisterschaften sind normalerweise keine Transferkartenspieler erlaubt). In diesem Fall haben wir natürlich eine Ausnahme gemacht. Das wird aber keinerlei Auswirkungen auf unsere Grundeinstellung, was Transferkartenspieler betrifft haben. Wir freuen uns, dass wir helfen konnten und nach Besichtigung seiner Leistungsfähigkeit eine Spielklasse gefunden haben, wo er in seinem Alter und Qualität entsprechend mitwirken kann, so KEHV-Präsident Michael Herzog-Löschnig.
Es geht um Yevhenii Lobanov, einen 42-jährigen Verteidiger, in der Ukraine spielte er bei Kyivski Lavri in der Amateur Hockey League of Kyiv, ehe er im April die Flucht über Ungarn antrat. «Nach den andauernden Gefechten und der immer schlechter werdenden Versorgung musste ich mit meiner Familie mein Heimatland verlassen», so Yevhenii. In Kärnten gefällt es dem 1,80 großen und 93 Kilogramm schweren Ukrainer sehr gut. Mit ihm sind seine Frau und seine beiden Kinder (Tochter 4 Jahre und Sohn 22 Jahre) mit in das Hockey-Bundesland Nummer eins gekommen.
Sein erstes Spiel war für Lobanov ein ,,wunderschönes Weihnachtsgeschenk“, und er ist dem Kärntner Eishockeyverband sehr dankbar, dass er seinem Hobby nachgehen darf.
Er bestritt sein erstes Spiel in der Unterliga Mitte für das Carinthian Team gegen den ECF Vikings aus Radenthein – und durfte gleich über einen Kantersieg jubeln! 12:1 stand nach 60 Minuten auf der Anzeigentafel und «der Bär aus Kiew“ durfte sich gleich drei Assistpunkte gut schreiben lassen. Zwei Minuten «durfte“ Yevhenii aber auf der Strafbank brummen. Sein Fazit, es war ein sehr hartes Spiel, hat sich sehr professionell angefühlt. Drei mal 20 Minuten sind sehr anstrengend.“
Text: Rüdiger Wratschnig